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Lobgesang der Auserwählten im Himmel
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Lobgesang der Auserwählten im Himmel

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Wenn man Dürers Passion aufschlägt, findet man an erster Stelle das Abendmahl. In einer besonderen Wiedergabe wird im Bild nur die leere Schüssel gezeigt, damit wollte er beweisen, daß für ihn-wie auch für Luther • das Abendmahl nicht mehr als Messe galt, nicht mehr Opfer und Sakrament Auf dem Tisch steht nur noch der Kelch, eine sinnbildliche Aufforderung, daß nicht nur den Priestern, sondern auch den Laien nun erlaubt ist, den Wein als das Blut des Herrn zu trinken. Ein weiteres bezeichnendes Beispiel gibt er uns noch in der Holzschnittfolge "Das Marienleben". Bei Marias erstem Tempelgang zeigt sie mahnend auf die beiden gefesselten Schafe; durch diese Hinweise kommen Dürers reformatorische Ideen künstlerisch zum Ausdruck.

Der Lobgesang der Auserwählten ist ein erster Versuch Dürers, das Allerheiligenmotiv so zu gestalten, wie er es später in seinem berühmten Wiener-Bild zur Ausführung brachte. Es ist schon etwas von jener großen Raumgestaltung zu spüren, von dem eigenartigen Bewegungsspiel der Wolken und dem vermittelnden Übergreifen der Landschaft in den Himmel.

Das Überirdische ist groß, das Irdische klein, als bewußter Ausdruck einer Vision von Glanz und Herrlichkeit, einer tiefverwurzelten Freude,entzündet an der inneren religiösen Emofindung. Der himmlische Vorgang wird durch ein wellenförmig konturiertes Wolkenband von dem schmalen Landstreifen, der gerade noch sichtbar ist und dem Berg/auf dem Johannes kniet, getrennt.

Am Schicksal der Natur läßt sich besser als an irgendeiner Gestalt in der Malerei nachweisen, was zur Zeit Dürers ein wirklicher Entwicklungszeuge war, Jeder Fortschritt, der durch das Kunstschaffen der herrschenden Mächte ausgelöst wurde, vereint durch Hof, Kirche und Humanismus, hat die Entwicklung eher gehemmt als gefördert. Man weiß, wie tief im Herzen Dürers die Neigung zur Landschaft lag,Seine Besteller verstanden davon ebensowenig, wie sie dafür Verwendung hatten.

Durch einige Blätter der Apokalypse hat Dürer dem Beschauer einen Einblick in kosmische Vorgänge gegeben. Geschehniss im Himmelsraum wurden mit einer friedlichen Landschaft verbunden und wie in einem Augenblicks-Ausschnitt aus dem großen Weltganzen wiedergegeben. Die friedliche, geschützte Landschaft, der Schicksalshain des deutschen Menschen, wurde in der religiösen Vorstellung das Paradies genannt. Es wurde zum erstenmal durch die Brüder van Eyck im Mittelbild des Genter Altars künstlerisch zur Darstellung gebracht. Das 7. Kapitel der Johannes -Offenbarung gehörte zu den liturgischen Texten des Allerheiligenfestes, das im 11. Jahrhundert auf den 1. November verlegt wurde. Die beiden Künstler haben in ihrem berühmten Altarbild dem Beschauer einen Begriff von Herrlichkeit und Harmonie des Paradieses gegeben.