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Man könnte die Johannes Apokalypse als Tendenzschrift bezeichnen, wenn sich nicht die Grundtendenz genau mit dem berührte, was den jungen Dürer und auch viele seiner
Zeitgenossen in religiösen Fragen bedrückt. Es ist Dürers Verdienst, den Zusammenhang zwischen dem Text der Johannes-Offenbarung und seinen Illustrationen gefunden zu haben. So gesehen, ist seine Apokalypse nicht nur eine Illustration, sondern nicht minder eine selbständige Dichtung in Bildern, in der er seine persönliche Auffassung der wichtigsten geistigen Probleme der Zeit künstlerisch ausgedrückt hat, so daß man in dieser Verbindung von Wahrheit und Dichtung eine Art Selbstbiographie sehen könnte.

Was Dürer am meisten bewegte, waren die religiösen Zustände in seiner Heimat. Daher richtete sich seine Anklage vor allem gegen das kirchliche Rom. Noch im Jahre 1521, als er während seiner niederländischen Reise eine falsche Nachricht von Luthers Tod erhielt, schrieb er unter ausdrücklicher Berufung auf die Apokalypse in sein Tagebuch flammende Worte gegen die Kurie, die das wahre Christentum mordet und ihm das Blut aussaugt und die Quelle des unchristlichen Lebens ist. Durch dieses päpstliche Rom entstand in Dürer die Vorstellung von der babylonischen Buhlerin.

Aus den Gemälden der italienischen und niederländischen Künstler, die zur Zeit Dürers lebten, kann man keinen Schluß auf ihr Geistesleben ziehen. Die meisten Bilder und Zeichnungen wurden außerhalb ihres subjektiven Seelenlebens geschaffen, wogegen wir bei Dürer im ganzen Verlauf seines Lebens in Zeichnungen und graphischen Werken eine Fülle von Gesichtspunkten ein ununterbrochenes sich Auseinandersetzen mit sich selbst und mit der Umwelt beobachten können. In den Bildern der Apokalypse tritt uns dieser Zug ebenso stark entgegen wie in anderen seiner Bildnisse. Es ist sein persönliches geistiges Bekenntnis, nicht nur über Probleme des künstlerischen Schaffens, sondern der schicksalsschweren Fragen, die damals alle tiefer veranlagten Menschen beschäftigte.

Dieses Bekenntnis entstand in den Jahren, in denen in Florenz Savonarola predigte und verbrannt wurde. In Italien handelte es sich nur um eine Bewegung zur Restitution der kirchlichen Ordnung, während in Deutschland die Allgemeinheit zu tieferer religiöser Bildung und Empfindung erzogen, über die wahren Ursachen des Verfalls des religiösen Lebens nachzudenken begann, und in den führenden Köpfen das Problem der geistigen Erneuerung des Christentums als die wichtigste Forderung der Zeit erkannt wurde.