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Die in der Bibel aufgezeichneten Visionen müssen die erregten Gemüter im Eindruck bestärkt haben, als sei die Apokalypse gerade für die damalige Zeit geschrieben worden. Das ungeübte Vorstellungsbedürfnis des Volkes verlangte nach Bildern, die das schwerverständliche der Prophetenworte veranschaulichte.

Als Dürer begann, die schreckensvollen Szenen der Apokalypse zu komponieren, mußte er sich im klaren sein, welch gewaltiger Akzent gerade auf die Darstellung dieser Dinge zu legen war, um auf den im Banne der Naturerscheinungen stehenden Geist des Beschauers die beabsichtigte Wirkung ausüben zu können. Die Aufgabe war für ihn umso schwieriger, da es sich bei der Apokalypse um Vorgänge handelt, die in ihrer Aussage nicht ohne weiteres darstellbar sind. Es sind Bilder, die sich in der Welt der Gedanken, nicht aber in der sinnlichen Vorstellung bewegen. Daß Dürer diese komplizierte Aufgabe gelungen ist, beruht zuallererst auf dem künstlerischen Prinzip, das den Bildern zugrunde liegt.

Aus dem poetischen Reichtum der Sendschreiben an die sieben asiatischen Gemeinden wählte er Momente, die bildlich darstellbar waren und in der Naturanschauung irgendwie verankert werden konnten - man könnte von einer Auflösung der gedanklichen Phantasie in bildliche Ausdrucksmittel sprechen. Für ihn sind die sieben Schreiben alles andere als Briefe, er betrachtet sie als Teile eines Buches und für sie gilt daher:

"Selig, wer liest und die da hören auf die Worte der Weissagung".

Wenn auch die Sendschreiben an die sieben Gemeinden gerichtet waren, so ist darunter die Gesamtheit der Gläubigen gemeint, denn unter einer Siebenheit ist eine geschlossene Einheit zu verstehen. Die Briefe sagen der gesamten Christenheit "was ist" und in der Folge "was geschehen wird". Einheit und Vielfalt der Briefe sind eine notwendige Folge der Einordnung in den Plan und Aufbau der Apokalypse. Ihre Grundlagen bilden die sieben Plagen, die sieben Posaunen und die Schalenvisionen, sie sprechen zum Menschen, der aus sieben Elementen oder Prinzipien geformt ist. Der Inhalt der Schreiben ist nichts anderes als der Ausdruck eines Einweihungsvorganges, das der Sprecher mit einer unbezweifelbaren Autorität kündet, denn es ist der Geist Christi - der zu den "Gemeinden" spricht.

Dürer wählt aus der ersten Vision der sieben Leuchter die Gestalt des Jemand, der einem Menschensohn ähnelt, dessen Haupt wie weiße Wolle ist, dessen Angesicht wie Sonne strahlt, dessen Augen Feuerflammen gleichen, der in seiner Rechten sieben Sterne hält und aus dessen Mund ein scharfes, zweischneidiges Schwert ausgeht.

 


 

Er zeichnet Johannes selbst inmitten großer Leuchter. Diese abstrakten Elemente verbindet er zu Kompositionen, die man als bildliche Visionen und Phantasien bezeichnen könnte, die mehr auf freier Vorstellung des Beschauers und dessen Einbildungskraft beruhen als auf Naturanschauung. Der ins Sinnliche übertragene Inhalt der Apokalypse wird in Bildern veranschaulicht, die nicht in realen Situationen und Zusammenhängen, sondern in inneren Vorstellungen verankert sind. Er sieht die Szene in den Lüften, auf besonderen Wolken stehen die Leuchter, ruht der Regenbogen mit der Gestalt des Ersten und Letzten, vor dem Johannes selbst kniet. Es ist also nicht die Vision des Sehers, sondern die Vision des Künstlers!