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Die "Offenbarung Johannes" hatte auf die Kunst verhältnismäßig weniger eingewirkt als andere Teile des Neuen Testaments. Nur in Zeiten religiöser Erschütterungen und
weltlicher Spannungen hat man sich für die Apokalypse lebhafter interessiert. So glaubte man gegen Ende des ersten Jahrtausends an das Nahen des Weltgerichts und auch im 12. und 13. Jahrhundert, als die große Bewegung der mystischen Sekten und Häresien entstand sowie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der Renaissance, aus der sich die deutsche Reformation entwickelte. Wenn auch einzelne apokalyptische Themen immer wieder die darstellende Kunst beeinflußten, so hat sie doch nur ein ganz großes Kunstwerk in Form von Dürers Holzschnitten hervorgebracht. Durch die Umstände der Zeit und der Besonderheit seiner Kunst, hat er diesen zur ausführlichen Illustration kaum geeigneten Text in Bilder verwandelt, die künstlerisch unverhältnismäßig wirkungsvoller waren als ihr literarischer Ausgangspunkt. Bei den meisten älteren apokalyptischen Darstellungen findet eine Vermischung von Bild und Text statt, erst Dürer hat das Bild vom begleitenden Text getrennt. Bei ihm steht das Bild ohne störende Textbegleitung als gewaltige Erscheinung, als Vision unmittelbar vor dem Auge des Beschauers.
Wie kam es, daß gerade dieser rein religiöse Stoff, das Buch von den "Geheimen Offenbarungen des Johannes", eine so große Anziehungskraft auf den jungen Dürer ausübte?

Es war eine merkwürdige, tiefwurzelnde Erregung, die am Ausgang dieses mit sich selbst im Zwiespalt liegenden Zeitalters in den deutschen Gemütern platzgriff. Auf der einen Seite der trostlose sittlich-religiöse Zustand des Volkes, hervorgerufen durch die tief gesunkene Achtung vor jeglicher, auch der kirchlichen Autorität, verbunden mit einer das Volksleben weithin vergiftenden Laszivität und sittlichen Ungebundenheit - selbst beim Klerus. Auf der anderen Seite jenes durch schwärmerische mystische Emanationen gesteigerte Sehnen nach Besserung, das sich in düsteren Prophetien über ein göttliches Strafgericht Luft machte. Überall in den überhitzten Gemütern war ein ängstliches Aufhorchen und Forschen nach Wundern und Zeichen. Der Glaube, das Ende der Welt oder das Weltgericht stünde nahe bevor, beherrschte vielfach die Menschen. Es was daher kein Wunder, daß man sich in einer so unruhigen Zeit mit besonderer Vorliebe der geheimnisvollen "Offenbarung des Johannes" zuwandte, die jene furchbaren Schrecknisse schilderte, die der Menschheit bevorstehen.