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Es ist etwas noch nie Dagewesenes, unerhört Kühnes und Realistisches, wie diese mächtigen weißen Wolkengefüge emporstreben, um sich oben in der Mitte zu begegnen. Das schiebt und drängt sich, wirbelt empor wie Dampf, ein gewaltiges Schauspiel, das man mit eigenen Augen zu erleben glaubt, der Natur bis in die feinsten Einzelheiten hinein abgelauscht. Als Ganzes genommen, wirken diese Wolkenkulissen wie ein machtvolles Bild für den übersinnlichen Vorgang der Erscheinung. Dürers künstlerische Kraft vermochte innere Gedanken in die Wirklichkeit umzusetzen. Sieht man das Bild genauer an, verfolgt man Linie um Linie, so staunt man, mit welch einfachen Mitteln er diesen unerhörten Effekt erzielt hat.

In der einzigartigen Vielseitigkeit der Holzschnittblätter spiegelt sich die Bewegung der Zeit in der Dürer lebte. Er verwischt nicht ihren irrealen Charakter, sondern hebt ihn heraus. Die gekrausten Linien, die nicht der Einwirkung der Schwere unterliegen, die hellen Wolken, die sich vom dunklen Hintergrund körperlos abheben und alles entlasten, was sie tragen, die Unbestimmtheit des Raumes" all dies versetzt uns in eine Welt, die nur im Geiste existiert, in der andere Gesetze walten als in der sinnlich wahrnehmbaren. Dürers Blätter werden im Verlauf seines Schaffens in ihrer kraftvollen Komposition und Ausführung immer mehr zu kalligraphischen Niederschriften ewig gültiger Wahrheiten.

Nicht in der Welt des natürlichen. sondern des übernatürlichen Seins herrscht die Wahrheit: diese mittelalterliche Weltanschauung war für Dürer ein Vermächtnis, das sich als lebender Faktor in der deutschen Kunst länger erhalten hat als anderswo. Dennoch wäre es falsch, den Stil der Apokalypse als ein letztes Aufflammen des mittelalterlichen Geistes erklären zu wollen. Ganz im Gegenteil, die Apokalypse ist das erste große deutsche Kunstwerk der Neuzeit, in dem der Geist zum Geiste spricht, ein Einzigartiges, das nicht mit den Maßstäben jener Zeit gemessen werden kann.

Betrachten wir nun das zweite Blatt der Apokalypse, in der Johannes die Weisung vom Himmel erhält. Im unteren Teil des Bildes sehen wir eine stille, liebliche Landschaft, die uns die Schönheit und die Weite der Erde vor Augen führt. In der Mitte des Bildes befindet sich ein Wasserschloß mit einem mächtigen Tor. Das Landschaftsbild verkörpert eine tiefe Symbolik, es zeigt uns einen geschützten heiligen Ort, der nur durch geistiges Streben erreicht werden kann. Sinnbildlich bedeutet es eine Gegenüberstellung des menschlichen zum göttlichen Prinzip in Christus.